Keine Bilder vom Krieg und frei von kolonialer Sicht, weder Militarist, aber auch kein Rassist – in der Kunstgeschichte galt Walter von Ruckteschell jahrzehntelang als Künstler, der für Vertrauen und Verständigung unter den Völkern warb. Mit der Wiedererrichtung seines „Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmals“ 2003 in Hamburg glaubte man, ein „Zeichen der Völkerfreundschaft“ zu setzen – es kam zum Eklat. Der „Tansania-Park“ wurde der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht. Bis heute sucht Hamburgs Kulturbehörde nach einem angemessenen Umgang mit dem schwierigen Denkmal. 2011 wurde in Dachau das Museum in der Ruckteschell-Villa eröffnet. Wie zu Lebzeiten des Künstlers vermittelten die Porträts der „Lettow-Mappe“ den Eindruck eines freundschaftlichen Miteinanders von Schwarz und Weiß in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Wer Propaganda nicht durchschaut, muss ihr glauben – das zeigt Anja Seelke im Vortrag. Neue Erkenntnisse aus dem Nachlass werden der Rezeptionsgeschichte gegenübergestellt.
Nach dem Vortrag Gelegenheit zum persönlichen Gespräch und Ausstellungsbesuch.
Referentin: Anja Seelke, M.A., Bildende Künstlerin und Autorin, Studium der Germanistik und Sozialpsychologie Seit 2018 setzt sich Anja Seelke historisch, aber auch ästhetisch mit Walter von Ruckteschells Propaganda auseinander.
Als Stipendiatin der Stadt Dachau realisierte sie das Ausstellungsprojekt „Kwaheri, Askari – Auf Wiedersehen, Askari“. Die Porträts der Lettow-Mappe in neuer Sicht im Museum der Ruckteschell-Villa. Eine Begleitbroschüre unter Mitarbeit des Historikers Uwe Schulte-Varendorff ist erschienen.
Einführung: Dr. Anke Gröner
Dr. Anke Gröner studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde dort 2022 mit einer Arbeit über den Maler Carl Theodor Protzen promoviert, der für seine Gemälde zur Reichsautobahn bekannt ist. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Kunst zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie arbeitet in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München und lehrt im Sommersemester an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Fach Transkulturelle Studien.
15 Uhr: " 'Kwaheri Askari, Auf Wiedersehen, Askari' - die Lettow-Mappe in neuer Sicht". Anja Seelke führt durch die Ausstellung
Eintritt Frei
Veranstalter
Stadt Dachau, Amt für Kultur, Tourismus und Zeitgeschichte
Konrad-Adenauer-Str. 1
85221 Dachau